Herzlichen Glückwunsch Susanne Stöcklin-Meier Aufrufen
ist besser als Nachrufen Ab 2007 / 2008 hatte ich intensivere Kontakte zur UNESCO als in den Jahren zuvor. Im engagierten Kreis von Kulturschaffenden auf dem weiten Feld der immateriellen Kulturgüter beteiligte ich mich an kulturpolitischen Tagungen. Ich informierte mich genauer, was in den verschiedenen Sparten los war. Da musste mir klar werden: Das Phänomen Susanne Stöcklin Meier ist ehrenwürdig. Zusammen mit meinen MitspielerInnen im Vorstand des SDSK machten wir uns an die Ehrenmitgliedschafts Vorbereitung. Susanne gegenüber verhielten wir uns, wie wenn eine Rasselbande einen Streich ausheckt. So kam sie ahnungslos an die Hauptversammlung nach Brienz. Ihre Überraschung war offensichtlich. Sie im Fachkreis zu übersehen, wäre mir wie ein Zeichen von Blindheit, Inkompetenz und Ignoranz vorgekommen. Susanne Stöcklin Meier ist ein Schweizer Phänomen mit internationaler Ausstrahlung im Sektor Spiel und Sprache wie Dr. Regine Schindler auf dem Gebiet der Religiösen Erziehung, der Bibel und der Gebete. Ich lernte sie dank Maja Spieß vom "Wir Eltern" in den 70 er Jahren kennen. Es war die Zeit, in der ich als typischer 68 er Student eine landesweite Umfrage zu Erziehung und Bildung leitete und die ersten Familienferien als Wohnwagencamp in Tenero und im Haus der Mütter auf dem Schwarzenberg durchführte, wo dann auch die ersten von über 50 Spielgruppenleiterkursen stattfanden. Susanne war oft Gast in diesen Kursen und an speziellen Tagungen der damaligen BOUTIQUE 2000, vor allem in der Paulus Akademie in Zürich und im Berner Bürenpark. Wir kooperierten im Rahmen der Elternsendungen des Schweizer Fernsehens bei Begleitveranstaltungen zu den Sendereihen "Spiel Baustein des Lebens" und "Buch Partner des Kindes". Ich erlebte sie an den "Internationalen Pädagogischen Werktagungen" in Salzburg oder in Wien, wo wir jeweils in parallelen Veranstaltungen spielend tätig waren. Normalerweise arbeiteten wir aber nicht gleichzeitig in einer Region. Es waren bereits die Jahre, in denen Susanne 50 100 Vorträge pro Jahr absolvierte. In vielen Städten, in welchen ich selber spielte, hörte ich von ihr, sie sei dort im Einsatz gestanden oder werde demnächst noch erwartet. Das war wohl in allen deutschen Bundesländern der Fall, vor allem aber in den neuen. Mir gehen Städte wie Weimar, Leipzig, Dresden, Pirna, Zittau, Thorgau, Berlin, Potsdam, Braunschweig, Goslar, Flensburg, Heidelberg, Hamburg, München durch den Kopf. Aber auch Klagenfurt, Linz, Graz. Überall stellte ich fest, dass Susanne Stöcklin Meier ein vertrautes und anerkanntes Markenzeichen war. In späteren Begegnungen fiel mir auf, mit wie viel Respekt und Stolz sie von ihrer ganzen Familie erzählte, von Eltern, Mann und Töchtern. Und ich habe vernommen, dass sie bereits als Kind und also lange vor meiner Berner Oberländer Spielzeit Papier faltend bei ihrer Tante Anna Ferien in Brienz verbracht hat. Mir gefällt die Vorstellung, dass ihr Brienz vor Jahrzehnten bereits vertraut war und dass der magische Ort offenbar heute noch Spielerinnen und Spieler (SL, SPS, usw.) ermutigt, Spielwissen und können von hier aus weit hinaus zu tragen. Susanne liebt die Kinder mit dem verschmitzten Lachen. Denn sie weiss, wie es ist, wenn man mit wenig Vergnügen Morgen für Morgen als braves Kind mit blonden Zöpfli bei der Ordensfrau in der Klasse das Morgengebet verrichten muss. Vor allem weiss sie, wie es ist, wenn man dabei das Schluss n von Amen noch lange aushält und mit unschuldigem Blick beobachtet, wie die Nonne täglich erfolglos herauszufinden versucht, welcher Bub der Schlingel gewesen sei. Damit war jeweils für Klein Susanne der Ärger vorbei und der Vormittag gerettet. Wenn Susanne jetzt von Ordensfrauen berichtet, die ihr später in ungezählten Kursen viele Verse, Sprüche und Reime nicht immer von der unschuldigsten Sorte. zutrugen, strahlt sie noch immer. Susanne gibt viel darauf, wenn sie von etwas behaupten kann, es sei "wissenschaftlich bewiesen". Aber sie würde sicher an das, was sie erzählt, auch glauben, wenn noch keine Wissenschaft ihre Überzeugung bestätigen würde. Insofern ist sie ihre eigene Autorität. Sie hielt auch in Fachkreisen nie viel vom therapeutischen Flüstern. Sie blühte erst auf, wenn kurz nach dem Start einer Veranstaltung alle z.B. 100 Kindergärtnerinnen auf allen Vieren rund um sie herum agierten. Sie ist keine Referentin im hergereisten Sinn. Auf Referatszettel und Vomblattablesen gibt sie nichts. Es kommt vielmehr aus ihr heraus. Sie hat ihren Stoff nicht auswendig gelernt, sondern "par coeur" gelagert und zur spontanen Verfügung. So wie wir früher im Winter von den Apfelhurden im Keller die Früchte geholt haben, die der Vater im Herbst vom Baum abgelesen hatte. Sie ist aus Erfahrung und durch Überlegung klug. Was sie in ihren Büchern mal konserviert hat, serviert sie mit bemerkenswerter, sich selbst immer von Neuem ansteckender Ursprünglichkeit. Zu den modernen Medien hat sie ein zwiespältiges Verhältnis. Wenn sie bloss könnte, würde sie wohl für Kinder in den ersten drei bis vier Lebensjahren über Nacht und ohne Wimpernzucken alle Fernsehgeräte in den Abfallcontainern verschwinden lassen. Andererseits ist Susanne seit 10 Jahren mit der Computerwelt in Kooperation. Stolz erzählt sie, wie sie mit 6o den ersten Computer erwarb und jetzt nach eigenen Angaben "in aller Bescheidenheit bluffen" kann, wie sie sich in diesem Gebiet auskennt. Das hilft ihr beim Bücherschreiben. Dennoch ist ihre mittlerweile erworbene Kenntnis für sie und ihre nähere Umgebung nicht ungefährlich. So habe ich anfangs Jahr aus nächster Nähe erlebt, wie das Internet ihren Uranus zum Ausbrechen gebracht hat. Das zeigte sich beim virtuellen Graben und Googeln. Um 22.15 Uhr, nach einem äusserst intensiven anstrengenden Tag, als sie schon sehr müde war, demonstrierte sie mir das virtuelle Aufspüren ihrer eigenen Erfolgszahlen im weltweiten Netz. In der Folge kam eines zum andern mit dem Resultat, dass wir um 23.30 Uhr putzmunter vor dem Bildschirm sassen und sie mir Zahlen, Titel und Vertriebskanäle aufzeigte wie ein Förster, der im eigenen Revier bestens zuhause ist. Ich staunte und fragte, ob sie auch ein Handy habe. Und wo ist das Handy, wo? Sie habe es zu Hause, sagte sie. Es sei zwar noch ziemlich neu, aber kaputt und zum Wegwerfen. Eine 2 blockiere alles. Da bestätigte sich: Susanne hat eine 2 weder gern am Rücken noch auf dem Handydisplay. Und diesmal schlug zu vormitternächflicher Zeit meine große Neuemedien Kompetenzstunde, da ich von meinen Kindern seinerzeit den Tipp bekommen hatte, in diesem speziellen Katastrophenfall auf dem Gerät rechts unten lange genug auf die Raute zu drücken. Als wir Susanne anläßlich der Hauptversammlung vom 21. März 2009 zum Ehrenmitglied unseres Dachverbandes wählten, begründete ich den Entscheid mit den Worten: "Susanne Stöcklin Meier hat durch ihr Lebenswerk im Dienst von Sprache und Spiel unermüdlich auf den unverzichtbaren Wert dieses unschätzbaren Kulturgutes aufmerksam gemacht. Es ist mir eine Freude, durch die heutige Ehrung im Namen des Schweizerischen Dachverbandes für Spiel und Kommunikation unsererseits dankbar den Stellenwert und die herausragende Bedeutung ihrer Person und ihrer geglückten Arbeit zu betonen und damit ein aussergewöhnliches und verdientes Zeichen zu setzen." Wie Recht wir mit diesem Entscheid hatten, zeigen ihre beiden Jubel Bücher, weiche noch vor ihrem 70. Geburtstag erscheinen. Es sind zwei Meisterwerke der Spielpädagogik, die das Geniale ihrer Persönlichkeit auch für die kommenden Generationen eindrücklich und nachhaltig dokumentieren. Ich verbinde die beiden Neuerscheinungen mit vielen Hoffnungen, etwa damit, dass die Sammelwerke die ihnen angemessene Verbreitung finden und dass ihre öffentlichen Veranstaltungen und Kurse eifrig benützt werden. Ich rufe gleichzeitig alle Interessierten auf, Susannes Liebe und Erfahrungen zum Kinderspiel wie sie es sich wünscht mündlich und schriftlich weiterzugeben. Ihren zweiten Wunsch, im Alter so weise zu werden, wie die weise Frau im Märchen, diesen Wunsch hat sie sich wohl schon weitgehend selber erfülit.
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